Zukunft der EnEV, neue Musterbauordnung und zunehmende Digitalisierung
Den Schwerpunkt auf zukünftige Regelungen und technische Innovationen legten insbesondere die Referenten Peter Rathert, Leona Luncke und Patric Günther. Peter Rathert, Ministerialrat im Bundesbauministerium, erläuterte die Zielkonflikte auf dem Weg der Anpassung der Energieeinsparverordnung an die EU-Vorgabe „Niedrigstenergiegebäude-Standard“ bis zum Jahr 2020: Zum einen stehen die politischen Vorgaben der Klimaschutzziele und der Baukostensenkung dabei miteinander im Konflikt. Und zum anderen kollidiert die Überlegung, den Niedrigstenergiegebäude-Standard durch das KfW Effizienzhaus 55 zu definieren, mit den Vorgaben der Kommission, die eher dem KfW Effizienzhaus 45-Standard entsprechen. Zudem soll das ganze Regelwerk im Zuge der Zusammenführung von Energieeinsparungsgesetz (EnEG) und Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) deutlich vereinfacht werden und das so schnell wie möglich. Rathert erweckte den Eindruck, dass die Quadratur des Kreises eine Kleinigkeit gegen dieses Vorhaben darstellt.
Spannend schaut es auch aus, wie die Musterbauordnung geändert wird, nachdem 2014 der Europäische Gerichtshof die Rechtswidrigkeit nationaler Sonderregelungenan drei Beispielen aus der deutschen Bauregelliste festgestellt hatte. Rechtsanwältin Leona Luncke, LL.M, von der Kanzlei SMNG erläuterte den Ort dieser Regelungen im Rahmen der Rechtssystematik und beschrieb, wie durch neue Begriffe und neue Regelungsinstrumente (Verwaltungsvorschrift statt Bauregelliste und Liste Technische Baubestimmungen) europäische Rechtslage und deutsche Anforderungen in neuer Weise kompatibel gemacht werden sollen.
Ebenfalls im Blick auf notwendige Neuregelungen erläuterte Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des BF Bundesverband Flachglas, die viel diskutierte DIN 18008 im Hinblick auf die vorgesehene Verwendung von Sicherheitsgläsern. Nach den vorliegenden Änderungsentwürfen soll beispielsweise die bestehende Nachweiserleichterung für Fensterflächen unter 1,6 Quadratmetern Größe entfallen.
In welchem Ausmaß und wie die Digitalisierung in der Planung und Fertigung von Sonderkonstruktionen im Hochhausbau Einzug gehalten hat und in Zukunft noch mehr Anteil gewinnen wird, erklärte Patric Günther vom Innovationsmanagement der Schüco International KG mit starken Bildern und Computergrafiken. Das virtuelle Programmieren etwa im Bereich des Konzepts „Building Information Modeling“ (BIM), welches optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung zusammenfasst, soll schon ab 2020 im Rahmen eines Stufenkonzepts im öffentlichen Bauen der Bundesrepublik eingeführt werden.
Tageslichtrelevanz, Einsatzempfehlungen sowie eine neues Merkblatt zu Toleranzen
Von unmittelbarer Bedeutung für die Arbeit der Fenster-, Haustüren- und Fassadenhersteller waren die Vorträge von Detlev von See / Christina Jankowski, Knut Junge und Christian Anders. Zunächst beschrieb Detlev von See von der Velux Deutschland GmbH den Stand der Normierung von Tageslichtanforderungen in der DIN 5034 und die geplante Erweiterung der Anforderungen auch im stärkeren Blick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte in dem Entwurf der europäischen Norm prEN 17037, die bis Ende des Jahrzehnts gültige Rechtsnorm werden soll. Seine Kollegin Christina Jankowski, ebenfalls von der Velux Deutschland GmbH, ergänzte diese normative Darstellung durch die Präsentation einer Wohngesundheitsstudie, die das ungehobene Potential von Tageslichtbedürfnissen bei den Gebäudenutzern ermittelte.
In eine ganz andere Richtung ging der Vortrag von Knut Junge vom ift Sachverständigenzentrum. Junge stellte Einsatzempfehlungen vor, die beim Bau von Kindergärten, Krankenhäusern und Altenpflegeeinrichtungen nützlich sind. Dabei werden die jeweiligen besonderen Ansprüche und Benutzungsmuster für Fenster und Türen genauer betrachtet und berücksichtigt. So kann die übliche „Dauerfunktionsprüfung“ kaum der tatsächlichen Nutzung etwa eines Fensters in der Schule gerecht werden. Die Einsatzempfehlungen richten sich vor allem an Architekten, damit sie solche Besonderheiten schon im Planungsstadium einbeziehen können.
Das weitgehend fertiggestellte VFF-Merkblatt „Toleranzen im Fenster-, Türen- und Fassadenbau“, welches Christian Anders von der Anders Metallbau Fritzlar GmbH vorstellte, folgt der üblichen Systematik der VFF-Merkblätter mit einer Klärung der Begriffe und Grundlagen als Basis der weiteren Ausführungen. Zentral in diesem Fall ist die Unterscheidung der Toleranzen im Bauteil und bei der Montage sowie der Toleranzen, die sich im Zusammenspiel dieser beiden Toleranzfelder ergeben. Das Merkblatt zu den Toleranzen im Fenster-, Haustüren- und Fassadenbau wird voraussichtlich im Herbst 2016 erscheinen.
Foto „2016-06_ReferentenFT-Normung+Technik“: Frank Koos, verantwortlich für Normung und Technik beim VFF, mit den Referenten der Fachtagung (ohne Peter Rathert und Jochen Grönegräs)im gleißenden Tageslicht: Detlev von See, Frank Koos, Christian Anders, Patric Günther, Leona Luncke, Knut Junge und Christina Jankowski (von links). (Foto VFF)
Foto „2016-06_PlenumFT-Normung+Technik“: Mit mehr als 75 Teilnehmern war die Veranstaltung im IC-Hotel am Frankfurter Flughafen ausgezeichnet besucht. (Foto VFF)
Foto „2016-06_ChristianAndersFT-Normung+Technik“: Christian Anders, der neue Obmann des Technischen Ausschusses, führte nicht nur durch die Veranstaltung, sondern stellte auch das VFF-Merkblatt zu „Toleranzen im Fenster-, Türen- und Fassadenbau“ vor, das kurz vor der Veröffentlichung steht. (Foto VFF)
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Bild 1: Referenten der Fachtagung Normung und Technik 2016
Bild 2: Plenum der Fachtagung Normung und Technik 2016
Bild 3: Christian Anders Fachtagung Normung und Technik 2016
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