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29|06|2023

VFF-Jahreskongress „Inside 2023“ am 15. und 16. Juni: 320 Teilnehmer beim großen Branchentreffen in Berlin

Frankfurt am Main, 29. Juni 2023. Mit 320 Teilnehmern war der Jahreskongress des Verbandes Fenster + Fassade (VFF) „Inside 2023“ am 15. und 16. Juni 2023 im Leonardo Royal Hotel Berlin Alexanderplatz komplett ausgebucht. „Klimaschutz mit Durchblick – Effizienz und Nachhaltigkeit der transparenten Gebäudehülle“: Unter diesem Motto standen die klimapolitischen Herausforderungen und der zentrale Beitrag der Branche zur besseren Energieeffizienz im Gebäudebereich auf dem Programm der Veranstaltung. Das Fachprogramm wurde wie schon in den Vorjahren ergänzt durch eine begleitende Fachausstellung der Sponsoren und Partner des Jahreskongresses mit den Premiumsponsoren Gealan und Duotherm an der Spitze. Ein Get Together am Vorabend und das Abendprogramm mit Galadinner am ersten Kongresstag in der Classic Remise Berlin rundeten das Kongressprogramm ab. „Die Rekordbeteiligung, ein fachlich und politisch überzeugendes Vortragsprogramm, die Fachausstellung als Informations- und Austauschforum sowie das ansprechende Rahmenprogramm haben unseren Anspruch, das alljährlich Branchenhighlight auszurichten, bestens erfüllt“, freute sich VFF-Geschäftsführer Frank Lange nach dem Kongress. „Da kommt jetzt schon Freude auf unseren Jahreskongress 2024 in Hamburg auf.“

Nach der Begrüßung durch VFF-Präsident Helmut Meeth begann das von Frank Lange moderierte Vortragsprogramm zum ersten Kongress-Schwerpunkt „Klimaschutz“ gleich mit einem ersten Höhepunkt: Der Wetter- und Klimaexperte Frank Böttcher, Vorsitzender der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft und mitreißender Redner, startete mit einem Blick auf die wichtigsten globalen Anzeichen des menschengemachten Klimawandels wie Meersalzströmungen, Rauchentwicklungen, Wüstensandwolken und Temperaturanstiege, deren Veränderungen er aus Weltraumperspektive aufzeigte. Böttcher ließ keinen Zweifel daran, dass das 1,5 Grad-Ziel nicht mehr haltbar ist und bis zur Jahrhundertmitte weit über 2 Grad und zum Jahrhundertende 3 bis 4 Grad an durchschnittlicher Temperatursteigerung zu erwarten sind. Im weiteren Verlauf erläuterte er den Stand der Klima(wandel)forschung im Blick auf einzelne Wetterphänomene. Fortlaufend neue Wärmerekorde, häufigere Starkregen, Gletscherschmelze und Anstieg des Meeresspiegels sind jetzt schon Realitäten und fordern Klimaschutz und Klimaanpassung – auch im Gebäudeberiech – gleichermaßen heraus.

Nach der Mittagspause sprach Prof. Dr. Andreas Löschel von der Ruhr-Universität Bochum über „Klimaneutralität zwischen Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit“. Prof. Löschel forderte angesichts der geringen individuellen Zahlungsbereitschaft zum Klimaschutz einen Rahmen, der aus diesem marktwirtschaftlichen „Dilemma des Klimaschutzes“ herausführt. In Verbindung mit der Aufgabe, Energiesicherheit mit Dekarbonisierung zu verbinden, sieht Prof. Löschel die entscheidende Lösung in der CO2-Bepreisung nach dem europäische Handelssystem für Treibhausgase ETS („EU Emissions Trading Scheme“), ab 2027 in erweiterter Form ETS 2. Erst dann bei einer möglichen Verzehnfachung der CO2-Preise, verbunden mit Forschungsförderung, Ausbau der Infrastruktur und Bürokratieabbau, kann das Ziel „Klimaneutralität“ ernsthaft erreicht werden.

Vor dem Hintergrund der klimapolitischen Aufgaben und dem noch frischen „Desaster“ der einseitigen, nicht zuende gedachten und schlecht kommunizierten Erstfassung des „Heizungsgesetzes“ folgte nun eine Podiumsdiskussion „Sektorenziel Klimaschutz im Gebäude – fordern und/oder fördern“, moderiert von Thomas Drinkuth, dem Leiter der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle RTG. Christian Maaß, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), eröffnete die Runde mit einem Impulsvortrag, in dem er unter Verweis auf die kriegsbedingte Gaskrise zwar die große Eile beim Heizungsgesetz zu rechtfertigen suchte, aber auch die zentrale Aufgabe der Verbesserung der Energieeffizienz insbesondere durch Sanierung von Fenstern und Fassaden nicht aus dem Blick verlieren wollte. Karl-Sebastian Schulte (Geschäftsführer des ZDH - Zentralverband des Deutschen Handwerks) und Christian Stolte (Bereichsleiter Klimaneutrale Gebäude der Deutschen Energie-Agentur – dena) betonten in ihren Diskussionsbeiträgen zunächst noch einmal den Schaden, der mit dem einseitigen und vorschnellen Gesetz in Öffentlichkeit und Markt erzeugt wurde („Heizungshammer“). Schulte forderte, das Haus als System und nicht nur als Heizung zu denken. Notwendig seien die Sektorenkoppelung unter anderem von Energieeffizienz, Wärmebedarf und Energieerzeugung sowie eine starke Förderkulisse, die beide Säulen – Gebäudehülle und Anlagentechnik – gleichermaßen berücksichtigt. Stolte betonte, seinen Vorredner unterstützend, den Grundsatz „Efficiency First“, also: erst die Gebäudehülle, dann die Anlagentechnik. Die Diskussion drehte sich im Folgenden unter anderem um die Verbesserung der Kommunikation („Lust machen auf Energieeffizienz“) und um die Vorteile serieller Sanierung. Beifall fand Schultes Fazit: „Wir brauchen nicht nur Klimaschutz mit Durchblick, sondern auch Klimapolitik mit Durchblick!“

Prof. Dr. Daniel Pfanner, Partner der B+G Ingenieure Bollinger und Grohmann GmbH, verdeutlichte in seinem Vortrag über „Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Fassaden für die Zukunft“, wie Glasfassaden neben solaren Wärmegewinnen im Winter durch Ausblicksmöglichkeiten und Tageslicht zur Gesundheit und Produktivität bei den Beschäftigten fördern. Er erläuterte, wie man durch „parametrische Optimierung“ Tageslichtnutzen und Wärmeschutz so abstimmt, dass beide Ansprüchen so gut wie möglich erfüllt werden können. Prof. Pfanner stellte zur Konkretisierung seiner theoretischen Ausführungen eine Reihe von Fassadenkonstruktionen in Neubau und Sanierung vor und wies dabei auch auf die klimatischen Möglichkeiten der Fassadenbegrünung hin.

Das Abendprogramm fand dann in der Classic Remise Berlin im ehemaligen Straßenbahndepot Berlin-Moabit statt. Glänzende Oldtimer und unerschwingliche Supersportwagen bildeten die eindrucksvolle Kulisse des Sekt-Empfangs und des anschließenden Galadinners.

 

Das Fachprogramm des zweiten Tages eröffneten VFF-Geschäftsführer Frank Lange und Thomas Drinkuth von der RTG mit einem Gespräch zur klimapolitischen Lage in Berlin. Ausgehend von den Streitigkeiten der „Ampel“ zur Klimapolitik (Heizung, Verkehr), stimmten sie überein, dass die zweite Hälfte der Legislaturperiode nun stärker die Gebäudehülle in den Blick rücken muss. Erst wenn Hülle und Anlagentechnik in der Förderung paritätisch berücksichtigt werden, können die Klimaziele im Gebäudebereich sinnvoll und effizient erreicht werden. Es folgten Impulsvorträge zum zweiten Kongress-Schwerpunkt „Nachhaltigkeit“ von Prof. Dr. Sabine Flamme, Sprecherin des Vorstands des Instituts für Infrastruktur • Wasser • Ressourcen und Umwelt an der Fachhochschule Münster, und Prof. Dr.-Ing. Winfried Heusler von der Schüco International KG / Bielefeld sowie der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe / Detmold. Prof. Flamme ging in ihrem Überblick zum Thema „Zirkuläre Bauwirtschaft. Prinzipien und Beispiele für die Gebäudehülle“ von der Ressourcenrelevanz der Bauwirtschaft, die regulatorischen Rahmenbedingungen zur Kreislaufwirtschaft sowie der zirkulären Wertschöpfung als Herausforderung im Bausektor aus. Sie hob hervor, dass von Rewindo und A/U/F bereit Kreisläufe für den Fenstersektor aufgebaut worden und erläuterte dann noch einmal, was „zirkuläre Wertschöpfung“ bedeutet: im Blick auf Produkte (trennbar, dokumentiert usw.) und auf Prozesse (Lebenszyklusbetrachtung, Rückbau als Teil der Planung, Verlängerung der Lebensdauer usw.) Zum Abschluss beschrieb Prof. Flamme dann, wie man innovative Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft etabliert (Kauf mit Rückgabe oder Mietmodell z.B.). Prof. Heusler zielte dann in seinem Impulsreferat über „Umfassende Zirkularität. Treiber der Fenster- und Fassadenbranche“ auf den Zusammenhang von Wertschöpfung, Werterhaltung und Wertsteigerung im Rahmen der Kreislaufwirtschaft bei Fassaden. Auf dieser Basis fand dann eine anregende Podiumsdiskussion der beiden über „Zirkuläre Bauwirtschaft – Lösungsansätze für die Gebäudehülle“ statt, zusammen mit dem Leiter des ift Rosenheim, Prof. Jörn Lass, und moderiert von Paul Lichtenthäler (lichtenthäler PR). Stichworte waren etwa die europäische Taxonomieverordnung, nachhaltige EPDs oder auch BIM als nachhaltige Bauweise.

Zum Abschluss des Kongresses sprach der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), zur Frage: „Wirtschaftlicher Neustart nach der Krise – wird die Transformation gelingen?“ Prof. Fratzscher erläuterte zunächst die globalen Rahmenbedingungen und die damit verbundenen Abhängigkeiten. Für die angestrebte ökologische Transformation bilden nicht nur die enormen Kosten eine große Hürde, sondern auch die Infrastruktur, die Bürokratie, der Fachkräftemangel, um nur einige zentrale Probleme zu nennen. Eine besonders herausfordernde Aufgabe sieht Prof. Fratzscher in der sozialen Transformation, die angesichts der Corona-Pandemie, der Inflation und dem Wohnen als sozialer Frage insbesondere Geringverdienende vor große Probleme stellt. Gleichwohl fand der Wirtschaftswissenschaftler zu einem positiven Abschluss und Ausblick, begründet in den „Dimensionen der Widerstandsfähigkeit Deutschlands“: starke Solidarität, starke Zivilgesellschaft, resiliente Unternehmen, starke Institutionen, Wertschätzung, Wissenschaft sowie Offenheit und Kooperationsbereitschaft.

„Angesichts der derzeitigen Heizungs- und Wärmepumpendebatten waren wir mit unserem Jahreskongress hier in Berlin zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, meinte VFF-Geschäftsführer Frank Lange in seinem Kongress-Fazit. „Wir konnten die Politik mit guten Argumenten dafür sensibilisieren, was wir unter Klimaschutz mit Durchblick verstehen. Und wir konnten uns und unsere Branche dank erstklassiger Referenten auf den neuesten Stand von Klimaschutz und Nachhaltigkeit durch transparente Bauteile bringen. Wichtig war mir der Aufruf an unsere Unternehmen, sich zur Zukunftssicherung mit Fragen der Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen jetzt schon zu beschäftigen. Und schließlich hatten wir über die komplette Kongresszeit wieder eine Fachausstellung unserer Sponsoren mit Duotherm und Gealan an der Spitze als Forum für Gespräche, Erfahrungsaustausch und innovative Lösungen.“

Foto „JK2023_Kongresseröffnung-Meeth“: VFF-Präsident Helmut Meeth begrüßt am Vormittag des 15. Juni 2032 die Kongressteilnehmer im Leonardo Royal Hotel Berlin Alexanderplatz. (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Plenum“: Der Kongresssaal war mit 320 Teilnehmern restlos gefüllt. (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Böttcher“: Klima- und Wetterexperte Frank Böttcher gelang es, die nötigen Aufgaben von Klimaschutz und Klimaanpassung angesichts der erwartbaren Extremwetterlagen als Folge des Klimawandels eindrucksvoll vor Augen zu führen. (Foto: VFF)

Foto „JK2022_Löschel“: Prof. Dr. Andreas Löschel erläuterte mit dem Instrument der CO2-Bepreisung ein wesentliches Instrument zur Erreichung des Klimaneutralität. (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Maaß“: Christian Maaß, Abteilungsleiter im BMWK, gab einen Einblick in die Diskussionsprozesse der Bundesregierung im Rahmen der Klimapolitik und damit einen Impuls für die anschließende Podiumsdiskussion zum Sektorenziel „Klimaschutz im Gebäude“. (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Podium1“: Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Sektorenziel Klimaschutz im Gebäude – fordern und/oder fördern“ (von links): Christian Stolte (Bereichsleiter Klimaneutrale Gebäude, Deutsche Energie-Agentur – dena), Karl-Sebastian Schulte (Geschäftsführer ZDH), Christian Maaß (Abteilungsleiter im BMWK) und Moderator Thomas Drinkuth (Leiter RTG). (Foto: VFF)

Foto „JK2022_Pfanner“: Tageslichtkomfort und Wärmeschutz gilt es in modernen Glasfassaden gleichermaßen zu berücksichtigen – so die an Beispielen verdeutlichte These von Prof. Dr. Daniel Pfanner. (Foto: VFF)

Fotos „JK2023_Abendprogramm1“, „JK2023_Abendprogramm2“und„JK2023_Abendprogramm3“: Der Abend in der Berliner Classic Remise bot einen Blick auf große Ikonen der Automobilgeschichte, angeregte Gespräche und ein festliches Abendessen in vier Gängen. (Fotos: VFF)

Foto „JK2023_Drinkuth-Lange“: Ein Update zur politischen Situation in Berlin mit Blick auf Klimaschutz und Förderpolitik gab RTG-Chef Thomas Drinkuth (links) im Gespräch mit VFF-Geschäftsführer Frank Lange. (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Flamme“: „Zirkuläre Bauwirtschaft“ ist ein Ansatz, so Prof. Dr. Sabine Flamme, der als Ablösung des bisherigen „Sell & Forget“ die riesigen Ressourcen im Bau schöpferisch zu nutzen weiß und so einen effizienten Energieumgang ermöglicht. (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Heusler“: Prof. Dr. Winfried Heusler zeigte, dass eine Kreislaufwirtschaft im Fassadenbereich von der Wertschöpfung bis hin zur Wertsteigerung keine Illusion ist. (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Podium2“: Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion über „Zirkuläre Bauwirtschaft – Lösungsansätze für die Gebäudehülle“: (von links) Moderator Paul Lichtenthäler (lichtenthäler PR), Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme (Fachhochschule Münster), Prof. Jörn Peter Lass (Institutsleiter ift Rosenheim) und Prof. Dr.-Ing. Winfried Heusler (Senior Vice President Schüco). (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Fratzscher“: Prof. Dr. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), gab trotz der schwierigen Aufgaben von ökologischer und sozialer Transformation eine am Ende doch optimistische Einschätzung von Lage und Chancen. (Foto: VFF)

Foto „JK2023_Fachausstellung“: In der Fachausstellung konnte man sich nicht nur bestens informieren – hier fanden auch die Kaffee und Essenpausen statt: wie in den letzten beiden Jahren die Herzkammer des Jahreskongresses. (Foto: VFF)

 

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