Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher von der Universität Ulm, Mitglied des Club of Rome, und der streitbare Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (CDU) nutzten den Kongress und sein Motto, um die europäischen und globalen Themen zu skizzieren, denen sich auch die mittelständisch geprägte Branche der deutschen Fenster-, Haustüren- und Fassadenbauer nicht entziehen kann. Prof. Radermacher erläuterte in seinem Vortrag über „Globalisierung, Welternährung, Umweltschutz – was kommt auf uns zu?“ mit beeindruckenden Zahlen und Beispielen das Dilemma („Bumerang Effekt“), dass trotz immer besserer Technik Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch zunehmen. Seine Antwort lautete: „Wir können alle Probleme lösen - wenn wir nach der Devise green and inclusive im Sinne einer weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft vorgehen.“ Freiwillige Klimaneutralität, Aufforstungsprojekte und ein Marshallplan für Nordafrika und Mittelost sind Stichworte für diesen Lösungsvorschlag.

Wolfgang Bosbach konzentrierte sich in seinem Referat auf die derzeitigen europäischen Probleme. Zum einen rückte er sie in globale und menschheitsgeschichtliche Zusammenhänge („Bevölkerungsexplosion“, „industrielle Revolution“), zum anderen erklärte er sie aus der Konfliktlage zwischen EU-Vertrag und EU-Praxis unter der Formel „Handlung und Haftung gehören zusammen“ etwa im Blick auf die Probleme der Euro-Rettungspakete. Am Ende, so Bosbach, stellt sich die Frage, ob Europas Zukunft in einem Bundesstaat à la USA oder einem Staatenbund à la Benelux liegt, wobei deutlich wurde, dass Bosbach das Staatenbund-Modell favorisiert.

Themen von unmittelbarer Branchenrelevanz sprachen Peter Rathert vom Bundesbauministerium („EnEV 2016“) sowie unter dem Titel „Neues zu technischen und rechtlichen Problemen“ Professor Ulrich Sieberath vom ift Rosenheim und Prof. Christian Niemöller von der Baurechtskanzlei SMNG an. Prof. Sieberath ging vorrangig auf den problematischen Holzerlass vom Dezember 2015 („CoC-Zertifizierung“), auf das Stufenmodell von ift und RAL-Gütegemeinschaft sowie die neue Musterbauordnung ein. Prof Niemöller stellte neue Urteile aus der Baurechtsprechung vor, erläuterte die Problematik der Insolvenzanfechtung und wies auf die Änderungen der seit dem 18. April 2016 gültigen VOB hin.

Wie man in stürmischen Zeiten sein Unternehmen erfolgreich managt, beschrieb der Berufspilot und Fluglehrer Peter Brandl mit eindringlichen Beispielen aus der Flugpraxis („Hurricane Managment“). Er nannte Erfolgsfaktoren wie Verantwortung und effektive Kommunikation, zeigte problematische Kommunikationsbarrieren auf und überraschte das Publikum mit dem Grundsatz „Erfahrung ist die Summe aller überlebten Fehler“.

Neben den Referaten standen auch personelle Entscheidungen auf der Tagesordnung des Kongresses. Als Nachfolger von Bernhard Helbing wurde Detlef Timm zum neuen Präsidenten des Verbandes Fenster + Fassade gewählt. Als Vorsitzender der Gütegemeinschaft löst Oskar Anders als bisheriger Stellvertreter Bernhard Helbing bis zur Neuwahl im nächsten Jahr ab. Franz Hauk, Vorgänger Helbings, verabschiedete den scheidenden VFF-Präsidenten mit einer Laudatio, in der er seine Verdienste für Verband und Branche als Ausdruck einer aktiven Lebenshaltung beschrieb: „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es“ – mit diesem Motto Erich Kästners charakterisierte Hauk den nach zehnjähriger Amtszeit ausscheidenden Thüringer Unternehmer. Die Kongressteilnehmer schlossen sich dieser Würdigung mit anhaltendem Applaus für Bernhard Helbing an.

Großen Anklang fand bei den Teilnehmern auch das abwechslungsreiche Begleitprogramm. Stand am ersten Abend der Besuch einer historischen Finca mit gemeinsamem Abendessen und Flamencovorführung auf dem Programm, so folgte am späten Nachmittag des zweiten Kongresstages ein geführter Stadtrundgang durch den historischen Kern von Palma mit einem Besuch der Kathedrale sowie einer kleinen Verköstigungspause in einem der paradiesischen Innenhofgärten Palmas. Der Tag endete mit dem Abendessen im Restaurant El Nautico des königlichen Yachtclubs von Palma.

Sportliche Angebote (Golfturnier) und ein Ausflug in die malerische Umgebung Palmas rundeten den Jahreskongress 2016 ab. 2017 findet der nächste Kongress der Fensterverbände am 22. und 23. Juni in Potsdam statt.

„Stimmen zum Kongress“

Gute Stimmung, interessante Kontakte und starke Vorträge – das war ein rundum gelungener Kongress in Mallorca. Ein Highlight für mich war der Vortrag von Prof. Radermacher, der uns die globale Dynamik und ihre Folgen beindruckend vor Augen führte.
Hans-Peter Weiß, Somfy GmbH, Rottenburg

Der Jahreskongress in Palma überzeugte uns mit Vorträgen von exzellenter Qualität. Ganz besonders beeindruckt hat uns der Vortrag von Prof. Franz Josef Radermacher, in dessen Überlegungen sich Klarheit und Horizonterweiterung verbunden haben. Seine Thesen zum Thema „Green and Inclusive Growth“ waren gerade für uns als Holzfensterhersteller interessant. Auch das Begleitprogramm und viele freundliche Gespräche haben uns ausgezeichnet gefallen. Es war so, als hätte die entspannte Atmosphäre der Baleareninsel sich auf den ganzen Kongress übertragen.
Antje und Jan Sehlmann, Sehlmann Fensterbau GmbH, Neu-Wulmstorf bei Hamburg

Wir sind neu im Verband, und uns hat es bei unserer ersten Teilnahme bei einem Jahreskongress richtig gut gefallen. Das Hotel war gut ausgewählt. Und von den Vorträgen, die allesamt interessant waren, möchten wir die Vorträge der Herren Brandl und Prof. Dr. Radermacher hervorheben. Es ist schön, so viele neue Kontakte "rund ums Fenster" gefunden zu haben. Wir können die Verbandsmitgliedschaft nur jedem aus der Branche empfehlen.
Bernadine und Manfred Frechen, Athleticos West GmbH, Südlohn-Oeding / Westfalen

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